Meilenstein für nachhaltige Produktion
Ein weiterer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Fertigung von Betonprodukten ist geschafft: Für die Umweltproduktdeklaration (EPD) von Fertigteilen gibt es nun verifizierte Durchschnittswerte, an denen sich die Herstellerfirmen orientieren können. Volker Wetzig, Leiter Technik bei SwissBeton, klärt über den aktuellen Stand auf und verrät, was die Branche in Zukunft erwartet.
Wie nachhaltig sind vorfabrizierte Produkte aus Beton? Diese Frage wird künftig einfacher zu beantworten sein, denn europäische Normen ermöglichen es, Betonfertigteile anhand ihres ökologischen Fussabdrucks einzustufen und zu vergleichen. Die Rede ist von der Environmental Produkt Declaration (EPD). Diese beschäftigt das Bauwesen schon seit Längerem, wie Volker Wetzig, Leiter Technik bei SwissBeton, erklärt. Im Spätherbst 2024 hat SwissBeton nun einen weiteren Meilenstein in Sachen EPD erreicht: Der Schweizerische Überwachungsverband für Gesteinsbaustoffe (SÜGB), hat die vom Verband eingereichten Kennwerte zur EPD verifiziert und somit grünes Licht für deren Publikation gegeben. «Diese Entwicklung ist für die Branche sehr nützlich», fasst Volker Wetzig zusammen. «Denn sie schafft einen Massstab mit Durchschnittswerten, an denen sich die Hersteller orientieren können.»
Ergebnisse aus Umfrage als Grundlage
Nicht nur an der Zukunft der EPD in sind Schweizer Betriebe aus der Betonbranche beteiligt, auch zu deren Entstehung haben sie beigetragen. Denn die Kennwerte, die SwissBeton beim SÜGB eingereicht hat, basiert auf Ergebnissen aus einer Umfrage bei den Mitgliedern von SwissBeton. Diese hat in den vergangenen Monaten stattgefunden und ist gemäss Volker Wetzig auf Interesse gestossen. «Die Rücklaufquote betrug über die Hälfte, das ist erfreulich», bilanziert er. Aufgrund der Aktualität stand die Umweltproduktdeklaration schliesslich auch auf der Traktandenliste der Herbstversammlung von SwissBeton, und sie wird den Vorstand noch einige Zeit beschäftigen.
Verläuft alles weiter nach Plan, wird die Stellungnahme und Bewertung des Vorstands per Anfang Februar 2025 vorliegen. Die publizierten Durchschnittswerte bilden die Grundlage für sämtliche Deklarationen, mit denen die ökologischen Fussabdrücke von Betonfertigteilen miteinander verglichen werden können. Die Werte beziehen sich nicht nur auf die Schweiz, sie orientieren sich am Vorgehen im gesamten europäischen Raum und sind gemäss Volker Wetzig bestmöglich harmonisiert. Dies dank bilateralen Abkommen, die zur Folge haben, dass der internationale Austausch und die Zusammenarbeit optimiert werden können.
Weniger Aufwand, mehr Nachhaltigkeit
Und was bedeuten die neuen Durchschnittswerte konkret für all jene, die in Herstellerbetrieben von Betonfertigteilen tätig sind? «Für jeden einzelnen Hersteller reduzieren sie den Aufwand», sagt Volker Wetzig. Dies, weil sie unter anderem sinnvolle Anhaltspunkte bezüglich Zementgehalt und Zementtyp im Beton vermitteln. Laut dem Experten sind sowohl administrative als auch logistische Konsequenzen zu erwarten. Im Bereich Administration wird es darum gehen, die Deklarationen transparent offenzulegen. Ausserdem, so Volker Wetzig, können veränderte Rezepturen der Betonmischungen dazu führen, dass Anpassungen an den Anlagen oder Abläufen in den Werken nötig werden. Zum Beispiel, weil die Betonelemente aufgrund anderer Rezepturen länger in der Schalung verweilen müssen, als es bisher der Fall war. «Ich gehe davon aus, dass die EPD dadurch nicht nur zur Senkung der Emissionen, sondern auch zur Innovationskraft beitragen», fasst Volker Wetzig zusammen. «Das ist ein willkommener Nebeneffekt.»
Wie Volker Wetzig hervorhebt, handelt es sich bei den Durchschnitts-EPD derzeit nicht um Verpflichtungen, sondern um Empfehlungen. «Es ist aber davon auszugehen, dass uns diese Thematik langfristig beschäftigen und dass sie innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre verbindlich wird», sagt er. «Daher empfehle ich den Verantwortlichen in den Betrieben, sich bereits jetzt damit auseinanderzusetzen. Sie sind dann gut vorbereitet, wenn solche Deklarationen im Sinne des Umweltschutzes dereinst obligatorisch werden.»